2016/17 Dom und St. Johann Baptist
Glockenstühle und Dachkonstruktionen - Altersbestimmung
Die in beiden Glockenstühlen und Dachwerken entnommenen Bohrkerne wurden im Labor der Otto-Friedrich-Universität Bamberg dendrochronologisch untersucht. Anhand von Vergleichsmustern konnte daraufhin eine eng einzugrenzende Altersbestimmung vorgenommen werden (Abb. 19, Abb. 20). Dank dieser Untersuchungen kann man nun davon ausgehen, dass das Holz beider Konstruktionen in St. Johann (Glockenstuhl und Dachwerk) Anfang des 16. Jahrhunderts eingeschlagen wurde. Das deckt sich mit der bisher angenommenen Entstehungszeit der spätgotischen Kirche (1471), wenn man davon ausgeht, dass Turmhelm und Glockenstuhl erst nach der Weihe entstanden sind. Jedoch decken sich die neuen Erkenntnisse nicht mit der bisher vermuteten Einbauzeit des Glockenstuhles im 18. Jahrhundert. Die Glocken stammen aus dieser Zeit und es gab zudem durch die aktuelle Untersuchung belegte Umbauten an einem Glockenstuhljoch in dieser Zeit. Die dendrochronologische Untersuchung (Abb. 21) verweist auf eine Entstehung des gesamten Turmhelmes 1511–18. Der Hauptteil des Glockenstuhls datiert auf 1509. Die Abbundzeichen an den Konstruktionshölzern beider untersuchter Bauelemente weisen zudem das gleiche Ordnungssystem auf. Die Deckenbalken aus der Ebene der Orgel über der Sakristei werden um 1728/29 bzw. um 1743 +12/-5 datiert. Das Ergebnis bestätigt baubefundlich damit in jedem Fall die (schwache) Quellenlage und die bisherigen bauhistorischen Annahmen zur Entstehungszeit von St. Johann.
Bei den Untersuchungen wurde im Glockenstuhl von St. Johann ein Namenszug entdeckt, der in einen Ständer eingeschlagen wurde. Es ist zu vermuten, dass es sich um den Namen des verantwortlichen Zimmermanns handelt. Die eingeschlagene Inschrift lautet: MILLEMAN XANTENSIS (Abb. 22). Aktuell läuft eine Recherche in Zusammenarbeit mit dem Stiftsarchiv in Xanten, da der Namenszusatz auf eine Herkunft aus Xanten hinweist.
In 2019/20 wird eine weitere Untersuchungs- und Bauforschungskampagne in Zusammenarbeit mit Dr. Eißing im Oktogonturm der Domkirche gestartet.