2017 St. Johann Baptist

Ostseite – Sanierung der nördlichen und südlichen Seitenschifffassade und der Chorhausfassade

Nachdem in den Jahren 2015/16 aus Gründen der Verkehrssicherheit bereits die Turm- und die westlichen Seitenschifffassaden St. Johanns saniert und restauriert wurden (Bauabschnitte I und II), wurde im Frühjahr 2017 das Ruhrsandstein-Mauerwerk der Ostseite überarbeite. Die wesentlichen Schritte der Sanierung entsprachen denen der vorhergehenden Abschnitte, deshalb wird nur auf einige Besonderheiten eingegangen.

Dank der guten Tragfähigkeit der Stahl-Dachtragwerke des Atriums und der Stahlbetonkonstruktion der Krypta konnten die Lasten der aufgesetzten Gerüste ohne Unterstützungen abgetragen werden. Die Traufgesimsabdeckungen, Kastenrinnen- und Fallrohrkonstruktion wurden hier bereits im Jahre 2015 im Zusammenhang mit der Erneuerung der Schiefereindeckung der Walmdachfläche ersetzt.

Die östlichen Seitenschifffassaden sind gänzlich fensterlos und bestehen aus relativ großformatigem, unregelmäßigem Schichtenmauerwerk, welches am südlichen Ende in das Quadermauerwerk des südöstlichen Strebepfeilers (J-S-1) einbindet. Ein nördlicher Strebepfeiler existiert nicht, da in diesem Bereich, wegen des fehlenden Gewölbes über dem Orgeljoch, keine Schubkräfte abgeleitet werden müssen. Hauptproblem an diesen beiden Fassadenabschnitten war eine Vielzahl von aufgelegten Fugen, die an den Flanken abgerissen waren und eine kapillare Eintrittspforte für Feuchtigkeit darstellten. Sie mussten ausgeschnitten bzw. ausgestemmt und analog zu den bisher sanierten Abschnitten neu eingebracht werden (Abb. 26).

Im Mauerwerksbereich unter dem Atriumdach wurde, an der südlichen Flanke des schräg einbindenden südlichen Strebepfeilers des breiten Chorjoches, ein bis zu 5 cm breiter, alter Riss geöffnet und wieder kraftschlüssig mit Tubag HSM 2 a-Mörtel verschlossen (Abb. 27). Ein regelmäßiges Monitoring ist an dieser Stelle angezeigt. Die nicht der Witterung ausgesetzten Mauerwerkspartien unter den Atriumdächern wurden, wo es aus optischen Gründen sinnvoll erschien, beigearbeitet.

Die östliche Chor-Außenwand hatte einige weitere Besonderheiten aufzuweisen: Das ehemalige spitzbogige Chorfenster ist nach innen und außen blind vermauert, jedoch durch das Gewände noch erkennbar. Es stammt vermutlich aus der Entstehungszeit der Kirche im späten 15. Jahrhundert. Spätere Umbauten sind durch ein Foto aus dem späten 19. Jahrhundert dokumentiert. (Abb. 28). So gab es zwei schmale, hohe und rundbogig abgeschlossene Fenster, die sich jeweils links und rechts aus den Gewänden des vormals großen (4-bahnigen?) Fensters entwickelten. Der gesamte Aufriss wirkt „durchkomponiert“ und passt entstehungszeitlich gut in die Zeit des 19. Jahrhunderts, aus der ebenfalls die Rundbogenfriese der Atriumarkaden stammen. Eine Orientierung an der romanischen Formensprache ist erkennbar. Die heutige äußere Vermauerung scheint nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert worden zu sein. Sie entspricht nicht mehr historischen Bildmaterial (Abb. 28), sondern besteht aus sehr regelmäßigem, mittelformatigem Schichtenmauerwerk. Auch hier waren aufgelegte, mürbe Fugen, aber ein relativ stabiles Steingefüge und eine robuste Oberfläche vorzufinden. Anders sah es beim (entstehungszeitlichen) Mauerwerk der eigentlichen Chor-Außenwand aus. Die Oberflächen waren größtenteils erheblich verwittert und mussten mehr oder weniger stark zurückgearbeitet werden (Abb. 29 und 30).

Besonders schlecht war der Zustand im Sockelbereich bis zum Kaffgesims (unter dem Kruzifix): Nach Herauslösen der schadhaften Fugen wurde ein sehr gestörtes Mauerwerksgefüge erkennbar (Abb. 31). Steine hatten keinen Halt mehr, da sie ausschließlich durch die Fugen stabilisiert worden waren. Zahlreiche kleinere und auch sehr große Hohlräume mussten verfüllt werden, um wieder einen tragfähigen Verbund herzustellen. Substanzerhaltend konnten jedoch die meisten Steine in ihrer Originallage wieder verbaut werden. In einem erfreulich guten Zustand zeigte sich hier das Quadermauerwerk der beiden Eckstrebepfeiler (J-O-1 und J-O-2). Lediglich die Fugen, v.a. an den Strebepfeiler-Abdeckungen, waren zu erneuern.

Die Anschlüsse der Kupferdächer der beiden Atriumflügel an das aufgehende Ruhrsandsteinmauerwerk wurden mit in die Fugen eingelegten, umgelegten und mit Bleiwolle verstemmten Walzbleistreifen ausgeführt. Die alten Kupferblechanschlüsse waren nur auf das Mauerwerk aufgelegt, elastisch verfugt und entsprechend bereits über einen längeren Zeitraum Eintrittsmöglichkeit für Niederschlagswasser.

Alle Arbeiten wurden bewusst vor der Restaurierung des wertvollen Holzkruzifixus und der Erweiterung und Neueindeckung des Schutzdaches durchgeführt, um den Erfolg dieser konservatorischen Maßnahme nicht zu gefährden (Abb. 32).

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Domkapitel Essen

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Domkapitel Essen

Datenschutz