Dom (Westbau und Altfridkrypta): Forschung an historischer Bausubstanz

Im Streben nach einer zeitlichen Zuordnung von Westbau und Ostkrypta (Altfridkrypta) in die Amtszeiten der Äbtissinnen Mathilde (amt. 973–1011), Sophia (amt. 1011–1039) und Theophanu (amt. 1039–1058) wurden Proben des Versetzmörtels im Bereich von vorhandenen, bei einer begrenzten Putzsanierung belassenen Putz-„Fenstern“ entnommen und durch das Geologisch-Technische Büro, Dipl.-Geol. Karin Kirchner aus Moers, untersucht und analysiert.


Bereits ab 1890 hat der Kunsthistoriker Georg Humann eine Zuordnung des Westbaus, angeregt durch die ab 1880 erfolgende Re-Gotisierung der Münsterkirche, zu Äbtissin Mathilde vorgenommen und mit stilistischen Vergleichen begründet.  Walter Zimmermann hingegen interpretierte seine ab 1952 beim Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg gewonnenen Ausgrabungsergebnisse so, dass er die vor Humann landläufig vorherrschende Auffassung, Theophanu sei die Auftraggeberin gewesen, bestätigte. (Abb. 61) Klaus Lange  wiederum schreibt auf Grundlage des Bauprogramms in der Anlage des West“werks“ als „politisch-religiöse Ikonographie“ und des Zitats der Aachener Pfalzkapelle, welches einhergeht mit der Anlage eines Westchores, Mathilde den Westbau zu. Er datiert die Grundsteinlegung zwischen 997 und 1001.


Die Entstehung der Ostkrypta gilt durch die Weiheinschriften von 1051 als gesichert, ist somit Theophanu zuzuordnen. (Abb. 62) Stilvergleiche und geschichtliche Quellen bekommen ein solides Fundament immer dann, wenn zusätzlich eindeutig zuzuordnende Baubefunde vorliegen. Das Ergebnis der Mörtelanalysen beantwortet hierzu Fragen, wirft aber auch neue auf.  So liegen zwar unterschiedliche Mörtel im Bereich der betrachteten Mauerwerke vor, jedoch ist eine eindeutige zeitliche Einordnung unmöglich. Die entnommenen Proben wurden mit Hilfe von Röntgendiffraktometrie und Durchlichtmikroskopie auf ihre mineralische Zusammensetzung untersucht.


Der im Westbau (nördliches Seitenschiff, Erdgeschoss) vorgefundene Mörtel ist ein „fetter“ Kalkmörtel (auf Grundlage des Bindemittel-/Zuschlagstoff-Verhältnisses = 1:1). Das Gefüge ist stark von Mikrorissen durchzogen (deshalb erhöhte Porosität von 20 –34%). Vermutlich zur Rissüberbrückung wurden Tierhaare zugesetzt. Der Zuschlag besteht aus unreinem Sand, das Bindemittel ist kalkig und enthält sogenannte „Kalkspatzen“. (Abb. 63)


Der Mörtel in der Altfridkrypta ist ebenso ein Kalkmörtel, hat jedoch eine stark abweichende Zusammensetzung: Die Zuschlagstoffe bestehen aus „Essener Grünsand“ mit einem typischen Glaukonit-Anteil, Ziegelbruchstücken und silikatischen Gesteinsbruchstücken. Das Bindemittel ist kalkig, das B/Z-Verhältnis beträgt bei diesem Mörtel 1:3, die Porosität liegt bei 20 %. Auch in der Korngrößenverteilung bestehen deutliche Unterschiede. (Abb. 64)


Die jeweils spezifische Zusammensetzung bei beiden Mörtel deutet auf (unterschiedliche) romanische bzw. Mörtel des Mittelalters hin. Eine genaue zeitliche Einordnung lässt sich daraus aber nicht ableiten. Zusätzliche übereinstimmende Proben aus beiden Bauteilen könnten eine höhere Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Bauzeiten diskussionsfähig machen.

 

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