Sanierung und Restaurierung der Gewölbe des West- und Südflügels
In einer dritten Teilmaßnahme wurden im Jahre 2022 die Gewölbeschalen des West- und des Südflügels saniert und die Rippen der Gewölbe restauriert. Es handelt sich beim Westflügel um acht Sternrippengewölbe (Abb. 23) und beim Südflügel um zehn Kreuzrippengewölbe (Abb. 24), die während des Nachkriegswiederaufbaus weitestgehend aus den Originalsteinen der Substanz von 1878 rekonstruiert wurden. Die aus dem Kriegsschutt geborgenen Rippen wurden nach dem Krieg ohne weitere Bearbeitung wieder eingebaut, die fehlenden Steinkanten mit hartem, farblich unpassendem Zementmörtel (Abb. 25) ergänzt und die Rippen mit dem gleichen Material verfugt. Darüber hinaus zeichneten sich heute die Zementplomben, die auch ganze Teilstücke von Rippensteinen ersetzt haben, unschön im Erscheinungsbild ab (Abb. 26).
Diese als Notmaßnahme anzusehende Vorgehensweise der Nachkriegszeit (aus Mangel an geeigneterem Material) und das daraus resultierende zu „starre“ System hat in Verbindung mit weiteren Ursachen (Bergbauschäden, unzureichende Gründung) zu Rissbildungen an den Gewölbeschalen (Abb. 27) geführt. Diese wurden nun mit genau auf die vorhandene Grundsubstanz abgestimmten Materialien behoben. Ein egalisierender teilflächiger Schlämmanstrich führte abschließend zur Harmonisierung des Erscheinungsbildes.
Die heute vorhandenen und zu sanierenden/restaurierenden Gewölberippen bestehen aus dem gleichen Material wie das im Zusammenhang des Kreuzgangmauerwerks bereits sanierte Nordportal (Ergebnisse der Steinanalyse (s. unter 2022: Restaurierung des Nordportals). Im Rahmen der Gesamtsanierung des Kreuzgangs wurden diese weiteren Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen von Mai bis Dezember 2022 durchgeführt. Dazu wurden abschnittsweise (zur Erhaltung der Gewölbe-„Standsicherheit“) alle Zementplomben und -fugen unter Schonung der angrenzenden Natursteinsubstanz entfernt (Abb. 28), die fehlenden Steinkanten mit farblich angepasstem Steinersatzmörtel (Fa. Tubag, werksmäßig nach Farbmustervorgabe hergestellt) reprofiliert und mit Trasskalk-Fugmörtel (TKF) der Fa. Tubag (Empfehlung Frau Kircher für diesen, o .a. Sandstein) neu verfugt. Größere Fehlstellen wurden mit Steinersatzmörtel aufgefüllt bzw. nachprofiliert (Abb. 29). Hierbei wurden die Steine bis zur „gesunden“ Substanz zurückgearbeitet. Wenn Steinersatzmörtel nicht sinnvoll (zu großflächig) einsetzbar war, wurden Fehlstellen an den Rippen und Bögen mit farblich angepassten Vierungen verschlossen (Abb. 30). Einige sehr desolate Rippensteine wurden ausgebaut und die Fehlstellen durch Keile und Klemmanker oder Bleiwolle vorübergehend im Gewölbe gesichert. Durch Herrn Moradi von der Fa. Baufeld wurden Profilschablonen aus Holz angefertigt, anhand derer er dreidimensional gekrümmte, neue Rippenstücke aus Udelfanger Sandstein [1] geschlagen hat (Abb. 31). Alte entbehrliche Einbauteile aus Eisen, die durch Korrosion zu Schäden durch die Sprengwirkung des gebildeten Rostes an benachbarten Steinen und Fugen geführt haben, wurden schonend ausgebaut, die Löcher mit Steinersatzmörtel bzw. kleinen Vierungen versehen. Die Risse in den Gewölbeschalen, die aus mit Kalkmörtel verputztem Ziegelmauerwerk bestehen, wurden je nach Rissbreite aufgeweitet und mit Sanierungsmörtel auf Kalk- bzw. Trasskalkbasis verschlossen (Abb. 32) oder aber oberflächlich verschlossen und im Verlauf mehrfach schräg angebohrt und mit Verpressemulsion und einer Handverpresspumpe kraftschlüssig gefüllt (im Falle der Zugänglichkeit des bekriechbaren Dachhohlraumes in Teilbereichen der Kreuzgangflügel).
Um die notwendigen Abstimmungen mit den Denkmalbehörden und dem Fachrestaurator für Naturstein des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR Rheinische Denkmalpflege) vornehmen zu können, wurde das nördliche Gewölbejoch des Westflügels in einem ersten Schritt kurzfristig als Mustergewölbe realisiert, um die weitere Vorgehensweise untereinander abzustimmen. Im weiteren Verlauf wurde mit den beiden südlichsten Gewölben dieses Abschnitts fortgefahren, um im Anschluss darunter die mit denkmalrechtlicher Erlaubnis genehmigte Rampe (Barrierefreiheit) einbauen zu können.
In enger Absprache mit den Denkmalbehörden wurde auf den abschließend nach Durchführung der Sanierung der Rippen und Gewölbeschalen geplanten egalisierenden Anstrich der Gewölbe in einem mineralischen Anstrichsystem verzichtet, da durch die schonende und retuschierende Restaurierungstechnik der Sanierung ein optisch angemessener Zustand erreicht wurde, der den historischen Charakter des Kreuzgangs erhalten hat (Abb. 33). So binden sich die nur gereinigten neugotischen Blattwerk-Konsolen der Gewölberippen weiterhin sehr gut in die Gesamtwirkung der Kreuzgangflügel ein. Ihr Zustand ist so gut, dass eine weitergehende Überarbeitung zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich ist (Abb. 34). Sinn einer solchen schonenden Vorgehensweise ist es immer wieder, dass „… mit der Umsetzung einer Sanierung das Erscheinungsbild des Denkmals nicht beeinträchtigt wird“. (Denkmalschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen).
[1] Udelfanger Sandstein eignet sich an dieser Stelle sehr gut, da er weich, filigran zu bearbeiten ist und sich farblich und vom feinkörnigen Gefüge gut in den Schötmarer/Mühlbacher Sandstein der übrigen Rippensteine einfügt.