Restaurierung der spätromanischen Kapitelle und Säulen im Ostflügel

Als vorerst letzte Maßnahme der Instandsetzung des Kreuzgangs sollten in der zweiten Jahreshälfte 2022 die vier spätromanischen Kapitelle und Säulen des Ostflügels restauriert werden. Dazu lag ein Restaurierungsvorschlag und Angebot des Ateliers für Restaurierung aus Köln vor. Grundsätzlich sollten danach die vier historischen Kapitelle mittels Trockenreinigung von lose aufliegender Verschmutzung befreit und anschließend durch Laserreinigung sowie Kompressen die vorhandenen, ausgeprägten und substanzschädlichen Gipskrusten so weit wie möglich reduziert werden. Lose Schollen und Schuppen könnten anschließend durch Injektion von mineralischen Hinterfüllmassen und partiellen Schlämmen stabilisiert werden. Ziel war weiterhin, entfestigte Natursteinbereiche im Rahmen der Maßnahme strukturell wieder zu festigen.

Das gleiche Verfahren sollte an den ebenfalls historischen Säulenschäften (3 Stück) und Basen (2 Stück)  zur Anwendung kommen.

Der Restaurierungsbericht [1], der die Formulierung der Aufgabenstellung, den vorgefundenen Zustand vor der Restaurierung, die durchgeführten Maßnahmen und ihre Methoden sowie die verwendeten Materialien und Hilfsmittel aufführt, wird im Folgenden zitiert.

Aufgabenstellung

„An der Nordseite des sogenannten Münsters, dem Dom Kosmas und Damian, schließt ein um 1230 errichteter Kreuzgang an. Die Spitzbogenarkaden mit eingestellten Zwillingsbögen auf Säulchen sind zum Innenhof hin geöffnet. Im Krieg wurde der Nordflügel vollständig zerstört, Süd- und Westflügel in Form des 19. Jh. wiederaufgebaut. [2] Der Ostflügel blieb stark geschädigt erhalten. Im Rahmen dieser Maßnahme sollten die aus der Spätromanik stammenden, teilweise stark verschwärzten und verkrusteten Kapitelle sowie deren Säulen und Basen gereinigt und die Steinsubstanz konserviert werden.“
Zustandsbeschreibung

„Das augenfälligste Schadensbild ist zunächst die starke Krustenbildung an den Kapitellen. Diese stellen eine starke optische Beeinträchtigung dar. Zudem gefährden sie die Gesteinssubstanz durch eine verdichtete Oberfläche. Hinter den dichten schwarzen Krusten kommt es zu einer Entfestigung des Steingefüges mit einhergehendem Substanzverlust. Neben Krusten beeinträchtigen Ablagerungen von Staub und Schmutz sowie vereinzelte Kalksinterfahnen das Erscheinungsbild (Abb. 35, Abb. 36). Darüber hinaus sind Graffitis mit schwarzem Filzstift an einem Säulenschaft zu verzeichnen.“ „Auch an den weniger stark verschwärzten Säulenschäften ist es partiell zu einer Schuppen- und Schalenbildung und Verlust an steinmetzmäßig bearbeiteten Oberflächen gekommen. Auch mechanische Einwirkungen von außen, teils wohl hervorgerufen durch die starke Beschädigung des Kreuzgangs im Zweiten Weltkrieg, haben zu Ausbrüchen und Substanzverlust geführt. Die deutliche Schädigung der nördlichsten Säule mit starker Entfestigung, Verschwärzung und rötlich-brauner Verfärbung des Gesteins an Kapitell und Schaft deutet auf einen Brandschaden hin. Die Säulenbasis wurde durch ein Neuteil vermutlich bei Wiederaufbau des Kreuzgangs nach dem Zweiten Weltkrieg ersetzt.“ (Abb. 37)  

Maßnahmen

Reinigung
„Zur Reduktion der lose aufliegenden Schmutzablagerungen erfolgte zunächst eine mechanische Reinigung mit Pinseln und Bürsten. Für die Abnahme der dicken, schwarzen Krusten wurden Vorversuche mit Komplexbildnern und der Lasertechnik gemacht. Hierbei zeigte sich, dass mit dem Laser (CL20) die schwarzen Krusten gedünnt bzw. komplett entfernt werden konnten Das Reinigungsgel auf EDTA-Basis ,Monumentique Paste C‘ führte hingegen zu keinem positiven Reinigungsergebnis.“


Laserreinigung
„Die Kapitelle wurden mit der Lasertechnik gereinigt. Hierzu kam das portable Backpack-Lasergerät CL 20 der Fa. Cleanlaser zum Einsatz. Über Vorversuche mit unterschiedlichen Geräteeinstellungen zur Scanfrequenz, -breite und Laserintensität konnten die optimalen Parameter für eine Reduktion der schwarzen Krusten ermittelt werden. Die Abnahme der schwarzen Krusten stellt nicht nur einen ästhetischen Zugewinn dar, sie dient auch der Öffnung der Oberfläche zur Feuchtediffusion (Abb. 38). Auf diese Weise werden die Schadensmechanismen, die zu einer Schalenbildung und zu Substanzverlust führen, unterbrochen.“


Steinfestigung
„Durch einen Löseversuch mit konzentrierter Salzsäure wurde festgestellt, dass es sich um ein kalkhaltiges Gestein, möglicherweise Baumberger Kalksandstein handelt. Daher wurde für die Konservierung ein spezielles Festigungsmittel für Kalkstein der Fa. Remmers – KSE 300 HV – verwendet. Das Festigungsmittel wurde durch mehrmaliges Fluten bis zur Sättigung eingebracht (Abb. 39). Überschüssiges Festigungsmittel konnte mithilfe von Alkoholtüchern aufgenommen werden. Während der Trocknungsphase des KSE (Kieselsäureethylester) -Bindemittels wurden die Bereiche vor Regen und sonstigem Feuchteeintrag mit Folien geschützt.“ [3]

Steinergänzungen, Rissverschluss, Anböschen von Bruchflanken
„Die Steinergänzungsmasse (SEM) wurde aus Restauriermörteln unterschiedlicher Farbigkeit und unter Pigmentzugabe (mineralischer Restauriermörtel RM, < 0,2mm, Fa. Remmers, Löningen) auf den Bestand optisch abgestimmt. Ziel der Maßnahme zur Steinkonservierung war eine Wiederherstellung des Wasserlaufs, Rissverschluss, Sicherung von Bruchflanken und Stabilisierung von Gesteinsschalen (Abb. 40). Nur partiell erfolgte eine partielle Reprofilierung zur Wiederherstellung der Linienführung.“

Festzuhalten bleibt, dass es richtig und wichtig war, mit der Entfernung der auf Dauer schädlichen Gipskrusten nicht länger zu warten, um den Zustand der dahinterliegenden Originalsubstanz aus der Mitte des 13. Jahrhunderts zu stabilisieren und die Erkennbarkeit der spätromanischen Kapitellgestaltung zu erhalten (Abb. 41). Durch ein gezieltes Monitoring werden wir unser Möglichstes tun, diesen jetzt gesicherten Status über lange Zeit zu erhalten. Eine Aufgabe auch der nachfolgenden Generationen im Bemühen um den Erhalt des kulturellen Erbes.

 

[1]  Susanne Brinkmann M. A., Christina Verbeek, Atelier für Restaurierung & Konservierung Köln; Restaurierungsbericht Essen Dom, Kreuzgang, Lasereinigung und Konservierung von vier spätromanischen Säulen, 2022.

[2] Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen 1, Rheinland, München, Berlin 2005, S. 371.

[3]  Brinkmann, Verbeek 2022. (wie Anm. 1)

 

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