Untersuchung der Putz-und Anstrichaufbauten im Kreuzgang
Zur Vorbereitung der abschließenden Überarbeitung des Putzes und Anstrichaufbaus der Umgebungsarchitektur der Spitzbogenarkaden mit den eingestellten Zwillingsbögen im Bereich des Kreuzgang-Ostflügels wurden durch das Labor der Fa. Keim in Diedorf an zwei Stellen Proben der vorgefundenen Putz- und Anstrichschichten entnommen und analysiert. Dabei kamen Verfahren der Nasschemischen Analyse, Mikroskopie, der FTIR-Spektroskopie und der Ionenchromatografie zur Anwendung.
Untersuchungsergebnis
Putz- und Anstrichaufbau
Die vorliegenden Putzteile bestehen aus Kalkmörtel (hydraulische Bindemittelanteile) und weisen Schichtdicken von ca. 5 bis 10 mm auf. Sie sind saugfähig, überwiegend fest und enthalten feinteiligen Sandzuschlag. Der Anstrichaufbau wurde anhand von mikroskopischen Messungen an Querschnittschliffen und durch chemische und spektroskopische Analysen der Schichten untersucht
Schicht von oben nach unten Schichtdicke (µm)
Probe 1: Gewölbe
Hell pigmentierter mineralischer Anstrich, stark vergipst, kreidet: 30–50
Weißlicher, mineralischer Anstrich, stark vergipst: 75–100
Probe 2: Wandfäche
Hellbräunl.pigment. Dispersionssilikat-Anstrich (Reste), KEIM Granital-Farbe: 30-50
Hell pigmentierter und weißlicher, mineralischer Anstrich, stark vergipst: 60–75:
Salzanalyse
Die Analysen auf bauschädliche Salze erfolgten quantitativ mittels Ionenchromatografie aus den wässrigen Auszügen der pulverisierten Proben.
Gehalt an bauschädlichen Salzen (Anionen, Angaben in Gewichts-%):
Probe Sulfat Nitrat Chlorid
Kreuzgang, Decke 0,20 0,02 0,01
Kreuzgang, Wand 0,28 0,10 0,02
Beurteilung
Die Analysen auf bauschädliche Salze ergaben in Probe 2, Wand, 1,5 m Höhe gemäß WTA-Richtlinien einen mittleren Gehalt an wasserlöslichen Nitraten und einen erhöhten, noch geringen Sulfatgehalt. Nitrate gelangen erfahrungsgemäß mit Feuchtigkeit in gelöstem Zustand in das Mauerwerk und den Putz (z. B. aufsteigende Mauerfeuchtigkeit). Sulfate werden mit Feuchtigkeit auch aus altem Mauerwerk gelöst. Bei Verdunstung des Wassers kristallisieren die Salze unter Volumenvergrößerung aus und der dabei auftretende Kristallisationsdruck zerstört in Zonen mit Anreicherungen das Putz- und Anstrichgefüge und verursacht Abplatzungen. Salzhaltiger Putz kann nicht dauerhaft überstrichen werden. Es ist nicht möglich, die wasserlöslichen Salze mit chemischen Mitteln quantitativ in unlösliche Verbindungen umzuwandeln
Sanierung
Für die Sanierung wird vorgeschlagen, salzhaltigen Putz in Sockel- und unteren Wandbereichen bis 0,8 m über Grenze aufsteigender Feuchtigkeit bis auf das Mauerwerk zu entfernen und einen porenhydrophoben Sanierputz nach WTA-Richtlinien aufzubringen (,KEIM Porosan‘-Sanierputzsystem). Der Anstrich des salz- und feuchteresistenten Sanierputzes erfolgt mit dem ,KEIM Unikristalat‘-Farbsystem. Oberhalb der Sanierputzgrenze und auf tragfähigen Deckenflächen werden folgende Maßnahmen empfohlen
1. Mechanische Reinigung und Entfernung loslösbarer und vergipster Anstrichschichten bis zum tragfähigen Untergrund
2. Auf salzfreien Wand- und Deckenflächen Anstrich mit dem ,KEIM Unikristalat‘-Farbsystem (Zusatz von ,KEIM Kristall‘-Felsit in Grund- bzw. Grund- und Zwischenanstrich, oberer Anstrich lasierend).“ [1]
Die daraus resultierenden abschließenden Arbeiten zur Restaurierung des Kreuzgang-Ostflügels sollen im Frühjahr 2023 durchgeführt werden.
[1] Sieglinde Lutzenberger, Roland Klein, Laborbericht Nr. 2022/218, Gewölbe Kreuzgang Bistum Essen, Putz- und Anstrichuntersuchung, Salzanalyse, Diedorf, 29.08.2022.