2017 St. Johann Baptist

Sicherung und Konsolidierung des östlichen Strebepfeilers des südlichen Seitenschiffes/Ostfassade

Besondere Probleme bereiteten der östlichste der Strebepfeiler (J-S-1) an der Südfassade und dessen fluchtgleicher Übergang an die Ostfassade. Neben der gewohnten Schalenbildung an vielen Steinoberflächen des Quadermauerwerks (Abb. 33) gab es an beiden senkrechten Vorderkanten des dreifach gestuften Pfeilers erhebliche Substanzverluste und an einigen Quadern fast vollständige Konturenverluste (Abb. 34). Schuld daran waren an der besonders der Witterung ausgesetzten Südfassade Wind- und Niederschlagserosion, Gefügeschädigungen durch Bindemittelverlust im Ruhrsandstein und (wieder einmal) durch Auswaschung nicht mehr nachweisbare Festigungs- und Hydrophobierungsmaßnahmen vergangener Sanierungsepochen.

Versuche, die entsprechenden Steine bis auf „gesundes“ Material herunterzuarbeiten, führten zu weiterem erheblichen Substanzverlust, da die Schädigungen des Ruhrsandsteines an diesen Stellen so tief waren, dass über einen Steinaustausch von fünf großen Eckquadern nachgedacht werden musste. Gemeinsam mit Christoph Schaab, dem beratenden Restaurator des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), Abt. Denkmalpflege im Rheinland, war man schnell einig, dass ein Steinaustausch nötig war.

Passendes Ersatzmaterial wurde im Herdecker Steinbruch der Firma Grandi gefunden. Dort wies bereits abgetrennter, mächtiger Block eine passende Grundfarbigkeit auf. Er wurde schließlich nach genauen Vorgaben in entsprechende Quader geschnitten (Abb. 35).

Der Ausbau der schadhaften, alten Quader erfolgte Zug um Zug mit dem Einbau der neuen Steine. Dazu mussten die Fugen (einschließlich Versetzmörtel) so tief wie möglich ausgeschnitten und der jeweilige Steinblock durch Bohrungen und Spaltkeile in definierte Teilstücke aufgetrennt und dann sukzessive herausgestemmt werden (Abb. 36). Um die Kraftübertragung im Strebepfeiler aufrecht zu erhalten, waren Zwischenabstützungen mit Kanthölzern und Hartholzkeilen erforderlich. Dieser Pfeiler ist unbelastet vom Gewölbeschub. Im hier angrenzenden Gewölbejoch wurde – vermutlich beim Nachkriegswiederaufbau – kein „echtes“, gemauertes Gewölbe eingezogen, sondern eine Steineisendecke. Zum Kirchenraum hin wurde an dieser Decke ein Rabitzgewölbe aus verzinkten Rundeisen, Draht- oder Steckmetallgewebe und Putz abgehängt. Es entstand ein künstliches, nichttragendes Gewölbe „ohne Statik“, also auch ohne die für Steingewölbe typischen Schubkräfte, für deren Abtragung in den Baugrund die Strebepfeiler zuständig sind.

Die neuen Eck- und Quadersteine (Abb. 37) – bis zu 260 kg schwer – wurden mit Kettenzügen über das Gerüst in Position gehoben und in die vorbereiteten Taschen geschoben (Abb. 38), mit Versetzmörtel hinterfüllt, mit Hartholzkeilen ausgerichtet, kraftschlüssig vermörtelt und verfugt. Hohlräume hinter dem Stein wurden mit verpressfähiger Mörtelsuspension und Handpumpen verfüllt, sofern nicht auch Nachbarsteine ausgetauscht wurden, über die man noch nachträglich herkömmlich vermörteln konnte. Zur Angleichung an das Erscheinungsbild der umgebenden Oberflächen wurden alle sichtbaren neuen Quader mit Scharriereisen überarbeitet (Abb. 39).

Typisch für den Ruhrsandstein ist seine an der Oberfläche beige-gelb-braune Färbung und Bänderung, die erst durch Bewitterung der Eisenbestandteile im Stein hervorgerufen wird. Da die Schnittflächen bei der Aufteilung des Ruhrsandsteinblockes durch fehlende Witterungsbeaufschlagung grau, fast wie Granit wirken, wurden diese Flächen durch die Restaurierungsfirma Berchem mit mineralischen Steinlasuren der Firma Keim an die Umgebungsoberflächen angeglichen (Abb. 40). Diese werden in einigen Jahren, einhergehend mit den Oxidationsprozessen (aus den Eisenhydroxid- und Limonit-Einlagerungen im Ruhrsandstein) abwittern, so dass sich dann wieder eine natürliche optische Vereinheitlichung einstellen wird.

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