2016/17 Dom und St. Johann Baptist: Aufbau der Glockenstühle – Kartierung und Konstruktion

Zur Bestandsaufnahme der Glockenstühle, zu deren Kartierung und letztlich der Altersbestimmung der verbauten Hölzer wurde Dr.-Ing. Dipl. Holzwirt Thomas Eißing vom Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte (IADK) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zu Rate gezogen.

In einer ersten Begehung im August 2016 stellte sich heraus, dass mehr an originalen Holzkonstruktionen erhalten ist, als zunächst vermutet. Über Langhaus und Chor konnten – wie erwartet – keine historischen Hölzer nachgewiesen werden. 25 Proben wurden zur genaueren Analyse und Bestimmung entnommen. Da nicht jedes Holz datierbar ist, wurden 2–3 Proben je Fragestellung notwendig, um Zufallsergebnisse, Ausreißer oder nicht erkannte Zweitverwendungen ausschließen zu können. Bei den Glockenstühlen im Mittelturm und Westbau ist eine zusätzliche Bestandaufnahme/Rekonstruktion anzuraten.

Folgende Ausgangslage bestand nach der eingehenden Bestandsaufnahme:

  1. Der oktogonale Mittelturm des Westbaus hat ein zwei- bis dreiphasiges Glockenstuhl-Untergerüst aus Eichenholz (Abb. 15).
  2. Eine bestehende Inschrift an einem zentralen Stiel des Glockenstuhles verweist auf das Jahr 1612; möglicherweise existieren barocke oder ältere Verstärkungen im Unterbau-Bock.
  3. Hölzer im Bodenbereich erfordern eine genauere Sondierung. Eventuell wäre eine Rekonstruktion der Vorgängerkonstruktion möglich. Festgelegt wurde hier die Entnahme von 4–8 Proben.

Die Untersuchung des Glockenstuhls von St. Johann wurde im September durchgeführt.

  1. Über dem Sakristeibereich wurden Deckenbalken mit vermutlich barocken Bodendielen (Eiche, handgesägt) aufgefunden. Hier wurde die Entnahme von 3–4 Proben zur Bestimmung festgelegt.
  2. Im Turmgeschoss unter der Glockenstube werden originale Deckenbalken auf teilerneuerten Schwellhölzern vermutet. Als Entstehungszeit hielt Dr. Eißing 1471 für möglich, vielleicht auch später. Auch hier werden Analysen der verbauten Hölzer Klarheit bringen können (Abb. 16).
  3. Der Turmhelm stellt eine historische Konstruktion mit Kaiserstiel dar, die aber schon stockwerkartig abgezimmert wurde (Abb. 17). Eine Datierung auf 1471 wäre durch die vorliegende Konstruktionsart möglich. Allerdings wurden derartige Helmkonstruktionen durchaus auch bis ins 17./18. Jahrhundert verwendet. Den Glockenstuhl siedelte Dr. Eißing vorerst nicht entstehungszeitlich (1471), sondern eher im 17. Jahrhundert an. Weitere Probenentnahmen wurden zur Klärung festgelegt.

Parallel zur Probenentnahme wurden beide Glockenstühle auch hinsichtlich ihres Aufbaus untersucht. Dazu wurden sämtliche einzelnen Konstruktionselemente wie Schwellen, Stiele, Pfetten und Streben auf Abbundzeichen untersucht. Die unscheinbaren, eingeschlagenen Zeichen (Kreise, Kreissegmente und Linien/Striche) waren schwach, jedoch unter Streiflicht deutlich zu erkennen. Eine Kartierung gibt Aufschluss darüber, wie und in welcher Reihenfolge der Glockenstuhl von den Zimmerleuten aufgerichtet wurde (Abb. 18). In der damaligen Zeit und mit den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln war dies in der Enge des Raumes sicherlich eine Herausforderung.

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