Der Münsterbauverein
Aufgaben des Vereins
Wenige Schritte vom einstigen Hellweg, dem alten Handelsweg der Franken und Sachsen, entfernt gelegen, inmitten der modernen und geschäftigen Ruhrgebietsmetropole, birgt die Essener Dominsel mit ihren beiden Kirchen einen Hort der Geschichte, Kunst und Kultur.
Das alte Münster, die heutige Domkirche, die Anbetungskirche und die Domschatzkammer beherbergen Bauteile und Kunstwerke von Weltrang, darunter den ottonischen Westbau, kostbare Vortragekreuze aus ottonischer Zeit, die kleine Lilienkrone, mit der im Mittelalter die Goldene Madonna gekrönt wurde, und die Goldene Madonna selbst, die älteste vollplastische Marienfigur der Welt. Diese Schätze für die kommenden Generationen zu bewahren und die Bauwerke der Dominsel zu erhalten, zu pflegen und zu erforschen, hat sich der Münsterbauverein zum Ziel gesetzt.
Der Münsterbauverein unterstützt daher die Erhaltung und Ausstattung der Dominsel. Hierzu gehören der Essener Dom (Münsterkirche), die mit dem Münster verbundene Kirche St. Johann Baptist (Anbetungskirche), der Kreuzgang, das Atrium und der Domhof. Der Verein unterstützt zudem die Erhaltung und Pflege des Domschatzes einschließlich der Domschatzkammer sowie die Erhaltung und Pflege des Münsterarchivs.
Gefördert werden besonders die Erforschung der Geschichte des ehemaligen Frauenstiftes und seiner Nachfolgeinstitutionen.
Der Münsterbauverein bemüht sich um Erhaltung und Förderung des Interesses der Allgemeinheit an der kulturgeschichtlichen Bedeutung der Denkmäler auf der Dominsel.
Die Mitglieder des Vereins und die interessierte Öffentlichkeit sollen über historische und kulturhistorische Zusammenhänge zwischen dem Münster und seinen Institutionen einerseits sowie dem öffentlichen Leben andererseits informiert werden.
„Essen baut zum dritten Male sein Münster wieder auf!“ – So hieß das Motto wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Damit begann zugleich die Geschichte des Münsterbauvereins, der ersten Essener „Bürgerinitiative“ nach 1945. Mit dem Wiederaufbau des im Krieg stark beschädigten Münsters war die Kirchengemeinde allein überfordert. Im September 1946 rief der damalige Essener Oberbürgermeister Heinz Renner nach einem einstimmigen Ratsbeschluss die Essener Bevölkerung zur Bildung eines überkonfessionellen Vereins zum Wiederaufbau der Münsterkirche auf. Ein Jahr später, am 18. November 1947, wurde der „Verein für die Erhaltung und Ausstattung des Essener Münsters“ gegründet.
Von Anfang an war der Verein überkonfessionell ausgerichtet. Der Essener Oberbürgermeister erklärte 1946: „Die Wiederaufrichtung und Instandsetzung des im Herzen unserer Stadt gelegenen Wahrzeichens, das zu den ältesten und schönsten Baudenkmälern unserer rheinischen Heimat zählt, ist eine Ehrenpflicht aller Essener Bürger. Ich rufe daher die gesamte Bürgerschaft auf zur Bildung eines Vereins zum Wiederaufbau des Essener Münsters.“ Die Resonanz, die Renner fand, war groß – binnen kurzer Zeit zählte der Verein weit mehr als 1000 Mitglieder. Im Oktober 1948 erschien die erste Ausgabe der Vereinsschrift „Das Münster am Hellweg“, die das Interesse an der Geschichte der alten Münsterkirche wecken und ihre Bedeutung unterstreichen sollte. Dieser Aufgabe fühlt sich der Münsterbauverein bis heute verpflichtet. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass das schwer beschädigte Münster nach dem Krieg wieder aufgebaut und damit gerettet werden konnte. Der eigentliche Wiederaufbau begann erst 1950 und konnte im Mai 1957 äußerlich abgeschlossen werden. Auch die Renovierung der St. Johanneskirche, die schon 1949 abgeschlossen war, wurde mit Mitteln des Münsterbauvereins realisiert. Doch nicht nur der Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen erforderte Geld. Nach der Errichtung des Bistums Essen durch Papst Pius XII. musste auch die Umgestaltung des Münsters zu einer Bischofskirche finanziert werden. Die durch den Bombenangriff im März 1943 zerstörten Fenster wurden in den 1950er und 1960er Jahren nach und nach durch moderne Glaskunstwerke ersetzt: die Fenster im Westbau von Heinrich Campendonk 1953, die Chorfenster von Ludwig Gies 1959 bis 1962, die Langhausfenster von Wilhelm Buschulte 1965, in der Ostkrypta die Fenster Alfred Manessiers (Entwurf) und François Lorins (Ausführung) 1959 bis 1961. Das Altfriddenkmal von Ludwig Deller, 1974 vor der Schatzkammer aufgestellt, wurde ebenso vom Münsterbauverein finanziert wie die Bronzeportale zum Atrium, die der Salzburger Bildhauer Toni Schneider-Manzell 1979 schuf.
Der Wiederaufbau des Essener Münsters ist lange abgeschlossen. Die Aufgabe, die ehrwürdige Kirche zu erhalten und für ihre weitere Ausstattung Sorge zu tragen, ist jedoch geblieben.
Bisherige Förderprojekte:
- 2020 Sanierung/Restaurierung der südlichen Fassade des Domes
- 2019 Überarbeitung der Turmaufgänge in Dom und St. Johann Baptist, Sanierung/Restaurierung der südlichen Seitenschifffassade von St. Johann Baptist
- 2018 Restaurierung des Kruzifixus im Atrium, Änderung der Konstruktion und Neueindeckung des Schutzdaches des Kruzifixus
- 2017 Sanierung/Restaurierung der östlichen Seitenschifffassade von St. Johann Baptist, Sanierung/Restaurierung der nördlichen Seitenschifffassade von St. Johann Baptist
- 2016 Neueindeckung der Schieferdachflächen der Schatzkammer, Sanierung/Restaurierung der westlichen Seitenschifffassaden von St. Johann Baptist
- 2015 Restaurierung der Kreuzigungsgruppe an St. Johann Baptist, Schutzverglasung des mittleren Westfensters (Ludwig Schaffrath) und Sanierung der westlichen Turmfassade von St. Johann Baptist
- 2014 Restaurierung des Fachwerkgebäudes der Anbetungskirche, Neueindeckung des Schieferdaches auf Chor und Querhaus des Doms
- 2013 Schutzverglasung der Campendonk-Fenster im Westbau, neue Schieferdeckung der Sakristei der Anbetungskirche
- 2012 neue Bänke für die Seitenschiffe des Doms mit großzügiger Unterstützung durch die Sparkasse Essen
- 2011 neue Schieferdeckung der Sakristei der Anbetungskirche, Druckkostenzuschuss für einen Tagungsband zum Essener Liber Ordinarius
- 2008/09 Neugestaltung des Domhofes, Aus- und Umbau der Domschatzkammer 2. Bauphase
- 2007 gläsernes Altarensemble in der Adveniatkrypta
- 2006 Förderung einer Tagung zur Erforschung der Frauenstifte
- 2005 Neue Vitrine für die Goldene Madonna
- 2004/05 Hilfe bei der Konservierung der Goldenen Madonna
- 2004 „Goldene“ Straßenbahn
- 2001/2002 Aus- und Umbau der Domschatzkammer 1. Bauphase
- 1998/99 Domsanierung
- 1987 Schmiedeeisernes Portal der Schatzkammer, Eisengitter und Glastür zwischen Schatzkammer und Dom
- 1986 Renovierung des Westwerks, Renovierung des Siebenarmigen Leuchters
- 1985 Fertigstellung der Westkrypta, Bronze-Oktogon im Atrium durch Toni Schneider-Manzell
- 1982–1984 Ausbau der Westkrypta
- 1980 Neuvergoldung des Mataré-Engels auf dem Bischofshaus
- 1979 Bronzeportale zum Atrium durch Toni Schneider-Manzell
- 1974 Altfriddenkmal vor der Schatzkammer
- 1968 Kreuz von Lioba Munz für die Kreuzsäule im Chor
- bis 1965 weitere Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen am Dom
- 1965 Langhausfenster von Wilhelm Buschulte
- 1959–1961 Fenster der Ostkrypta durch Alfred Manessier (Entwurf) und François Lorin (Ausführung)
- 1959–1962 Chorfenster von Ludwig Gies
- 1958 Umbau des Chores
- 1953 Fenster im Westwerk von Heinrich Campendonk
- 1950–Mai 1957 Wiederaufbau der Münsterkirche
- bis 1949 Renovierung der Johanneskirche
Aktuelle Förderprojekte
Derzeit werden verschiedene Maßnahmen und Projekte durchgeführt:
- Sanierung des Mauerwerkes des staufischen Teils der Domschatzkammer
- Sanierung der Strebepfeiler und Teile der Außenwände im Kreuzgang
- Brandschutzkonzept für das Domensemble
- Ausstellungsprojekt "MUTIG. HEILIG. SELBSTBESTIMMT." in Kooperation mit der Schatzkammer Werden
Zukünftige Förderprojekte: Sie können helfen!
Es gibt immer etwas zu tun! In den nächsten Jahren sollen folgende Projekte in Angriff genommen werden:
- Unterstützung bei einer großen Domsanierung
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